Wirtshaus zum grünen Baum
Und Heute ist der St. Hubertustag,
Und Regen ringsrum im Lande;
Ein Reiter reitet im wilden Gejag
Einher im Jägergewande.
Der Wirt der siehet der Reiter nah`n
Und stellt sich unter die Thüre;
Te Baumwirt! Zünd sogleich ein Feuer an
In deinem Ofen und schüre.
Mein, Herr, der Herzog kommt sogleich her,
hörst du der Hörner Geschmetter?
Es frieret den alten Herrn gar sehr
Bei dem abscheulichen Wetter.
Der Wirt, der siehet die Wirtin an
Und nicket mit verlegener Miene;
Ist wahrlich leichter gesagt als getan,
Spricht da die Wirtin, die Trine.
Zwei Herren treten herein alsbald:
Was ist`s verdorbener Bube?
Hier ist`s ja kälter als draußen im Wald!
Was macht du nicht warm uns die Stube?
Und draußen am Ofen ein Knistern fein;
Ein Blasen und Husten und Blasen;
Die Magd und die Wirtin treten herein
Mit tränenden Augen und Nasen.
Bei St. Hubertus, die Leute sind toll!
Sprach da der Marschall von Hofen
Stopfen mit grasgrünem Holze so voll
Den alten gebrechlichen Ofen.
Ich rate: man zünde ihm an das Haus
Das wird ein Feuerlein geben;
He, Bube, rede nur gut dich aus
Sonst geht es um Leib und Leben.
So sprach der Gastwirt, er sprach es stolz;
Ich lasse von euch mich nicht irren;
Hier ist das Gasthaus vom grünen Holz
Und nicht vom morschen und dürren.
Er zeigt mit dem Finger hin nach dem Schild
Allswo sich mit grünen Zweigen
Und grünen Aesten ein Baumgebild
Wohl auf und nieder tat neigen.
Und wolle der Herzog mir gnädig sein,
Wie ich sein Diener verbleibe.
Und sich an meinem schwarz roten Wein
Erwärmen das Herz im Leibe
Da lachte der Herzog wohl minder scharf:
Es sei dem Förster befohlen,
Der Baumwirt kann künftig den Holzbedarf
In meinem Forste sich holen!
Und lange, wohl noch Jahrhunderte fort
Haben die Jungen und Alten
Vom grünen Baum das Herzogswort
Sich im Gedächtnis behalten.
– Christian Wagner